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Carrion im Test - Mehr Geschicklichkeitsspiel als HorrorDie Videos zu Carrion waren cool, denn das spielbare Monster sah fantastisch animiert aus. Wie es sich spielt haben wir getestet.
von Stefan Schädel (FlySteven), 24.07.2020 - 15:46 Uhr

Schleimig, böse... und fantastisch animiert
Carrion hatte mir schon in den ersten Videos sehr gefallen. Seitdem habe ich den Release des Spiels herbeigesehnt. Das Monster sah einfach hervorragend animiert aus, wie es sich flink, schleimig, klebrig und wabernd mit seinen Tentakeln durch die dunklen Gänge bewegte, und im Vorbeischleimen Menschen wie Snacks verdaute. Cool.
Ich habe mich gefreut, nun endlich selber in den Genuss zu kommen, dieses schleimige, böse Etwas zu spielen.
Das Monster spielt sich wirklich hervorragend und ich kann mich an den geschmeidigen Animationen gar nicht satt sehen. Die Steuerung des Monsters ist mit Controller wirklich gut. Die Interaktion mit Schaltern, Gegnern und anderen Gegenständen ist teilweise etwas fummelig geraten. Ein kurzes, einleitendes und erklärendes Tutorial fehlt leider - aber wenigstens gibt es zahlreiche Hilfe-Texteinblendungen am unteren Bildschirmrand, die dem Spieler zeigen, wo sich Interaktionsmöglichkeiten verstecken oder es weiter geht.
Das macht Carrion nicht so gut
Im Laufe des Spielverlaufs entpuppt sich Carrion allerdings mehr als Geschicklichkeits- als Horrorspiel. Die erlernten Fähigkeiten müssen geschickt eingesetzt werden, um sich gegen die Gegner zu behaupten. Auch das Levellabyrinth sollte taktisch benutzt werden, um Feinde aus dem Hinterhalt angreifen zu können, denn ein Frontalangriff endet oft tödlich. Man ist nicht das übernächtige Monster, so wie die Trailer vermuten ließen. Schon wenige Schüsse aus dem Waffen der Gegner hauchen unserem schleimigen Monster das Leben aus. Sterben wird man öfter mal - dafür sind die Speicherpunkte zahlreich und fair gesetzt. Freies Speichern gibt es allerdings nicht in Carrion
So ergeben sich viele Situationen, in denen man taktisch und überlegt vorgehen muss. Vor allem, weil einem auch die Steuerung manchmal Probleme bereitet. Ich habe in einigen Momenten genau gewusst, wie ich die Situation lösen kann - doch die eigenwillige und zickige Steuerung ließ mich meinen Plan dann leider nicht so präzise umsetzen, wie ich wollte. Da flog mein Controller das ein oder andere mal vor Frust durchs Zimmer. Wer Carrion spielt sollte frustresistent sein - zumindest solange man die Steuerung noch nicht verinnerlicht hat.
Mein zweiter großer Kritikpunkt, neben der Steuerung, in Carrion ist die fehlende Karte. Anfangs bin ich des Öfteren ich immer wieder durch die gleichen Gänge geirrt, weil ich die Orientierung verloren hatte. Und das, obwohl sich Carrion sehr linear spielt.
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Das macht Carrion gut
Insgesamt ist die Präsentation von Carrion wunderbar. Die Pixelart-Grafik passt wunderbar zu diesem Spiel, die atmosphärische Musik passt oft hervorragend zum Spielverlauf und die Steuerung, hat man sie einmal verinnerlicht, geht gut von der Hand.
Nach wenigen Stunden sehen geübte Spieler den Endscreen. Zurück bleibt ein Spielerlebnis, was man so bisher noch nie kennengelernt hat und bis heute einzigartig ist. Wirklich. Wer Filme wie 'Das Ding' . Aliens' oder 'Der Blob' kennt und mochte, der wird in Carrion eine Mischung aus all den Monstern der Filme sehen.
Und es macht einfach Spaß als blubbernder Schleim-Tentakelhaufen Jagd auf Menschen zu machen, die wie als Snack im Vorbeischleimen verspeist werden, und dabei immer neue Fähigkeiten zu erlernen, auf die dann die eigene Taktik im Kampf abgestimmt werden muss. Findet unser Monster nämlich seltene Säurefässer, dann werden damit neue Fähigkeiten freigeschaltet, die neue Vorgehensweisen im Kampf erfordern. So wird der Spielverlauf nie eintönig und bleibt bis zum Schluß abwechslungsreich.
Carrion hat seine zweifellos Momente, nur der Spieleinstieg wird einem nicht ganz leicht gemacht.
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